Bernauer Ortsteile im Fokus – Linksfraktion diskutierte mit Ortsbeiräten

Publiziert am 30. Apr 2017 in Artikel

Bernauer Ortsteile im Fokus – Linksfraktion diskutierte mit Ortsbeiräten

Ortsvorsteher*innen der Bernauer Ortsteile, Mitglieder von Ortsbeiräten und anderen Fraktionen, Bürgermeister André Stahl (DIE LINKE) sowie interessierte Bewohnerinnen und Bewohnern waren der Einladung der Linken Stadtfraktion am 26. April 2017 ins Dorfgemeinschaftshaus Birkholz gefolgt. Sie bedankten sich für die Möglichkeit, gemeinsam mit den Stadtverordneten das Leben und die Entwicklung ihrer Ortsteile, Probleme und Lösungsmöglichkeiten zu erörtern. Die Fraktionsvorsitzende Dr. Dagmar Enkelmann begrüßte alle Gäste und bedankte sich bei Ortsvorsteher Dieter Geldschläger, dass man erstmals zu Gast im neuen Dorfgemeinschaftshaus sein könne.

DSC_0371Heidi Scheidt, Ortsvorsteherin von Birkenhöhe und Stadtverordnete der Linksfraktion, würdigte die teils langjährige ehrenamtliche kommunalpolitische Tätigkeit der Ortsbeirate als lebendige Demokratie. Bei ihnen kämen die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger immer zuerst und direkt auf den Tisch. Immerhin, so Heidi Scheidt, wohne ein Drittel der Bernauer Bevölkerung in den Ortsteilen Schönow, Ladeburg, Waldfrieden, Lobetal, Börnicke, Birkenhöhe, Birholzaue und Birkholz. Und der Zuzug gerade in die Ortsteile halte an. Dabei hätten alle eine ganz unterschiedliche Struktur und Geschichte und daher auch andere Voraussetzungen und Ansprüche an die Stadtpolitik. Straßenbau, Spiel- und Sportplätze, Grünpflege und oder die bessere Busanbindung der Ortsteile seien aber Themen, die überall und immer auf der Tageordnung ständen. Doch dafür, so Heidi Scheidt, brauche man als Kommunalpolitikerin oft einen langen Atem, da nicht alle Entscheidungen in der Stadt selbst getroffen werden. So ringe sie seit langem mit dem Landkreis um eine Entschärfung des Unfallschwerpunktes Blumberger Chaussee/ Börnicker Landweg und eine bessere Busanbindung für die drei Birken-Dörfer.

Dr. Harald Ueckert, in Vertretung der Ortsvorsteherin von Schönow, lobte die Investitionen in Höhe von rund 20 Mio. Euro, die die Stadt Bernau in den letzten Jahren in Schönow getätigt hat. Eine neue Kita, ein Spielplatz, eine neue Grundschule mit Sporthalle sowie ein neuer Feuerwehrstandort seien entstanden. Schönow sei ein gefragter Wohnstandort geworden, habe aber kaum noch Arbeitsplätze, so Ueckert. Deshalb belasten Pendler-Ströme die Infrastruktur. Und zwei weitere neue Siedlungsgebiete seien bereits in Planung. Hier sehe er Handlungsbedarf.

Auch Horst Seefeld, langjähriger Ortsvorsteher von Ladeburg freute sich über den Zuwachs an jungen Einwohner*innen, mahnte aber gleichzeitig den entsprechenden Ausbau der kommunalen Infrastruktur an. Er bat die Stadtverordneten, einen neuen Standort für einen Verbrauchermarkt in Ladeburg zu genehmigen.

Jan Bernatzki, Vorsteher des jüngsten, erst 2016 gebildeten Ortsbeirates im Ortsteil Waldfrieden, der mit zwei Übergangsheimen mit 360 Plätzen die Unterbringung von Flüchtlingen in der Stadt im Wesentlichen trägt, berichtete, dass Waldfrieden damit zum drittgrößten Ortsteil Bernaus geworden sei. Die Wohnsiedlung im Wald und Naturpark Barnim kann einen großen Bildungscampus vorweisen, aber auch Handwerk und Industrie wie die Bernauer Kunststoffe, das Bauhaus-Denkmal Bundeschule, das modernisierte Freibad, eine Wohnungsgenossenschaft und aktive Vereine wie die „Waldstrolche e.V.“ Als Herausforderung sieht er die mittelfristige Entwicklung des Ortsteiles.

„Bei uns wird Inklusion gelebt“, so begann Dr. Hartmann, Ortsvorsteher von Lobetal, seinen Beitrag. „Bei uns wohnen Junge und Alte, Behinderte und Nichtbehinderte freundschaftlich zusammen.“ 1906 seien die ersten Häuser durch die Hoffnungsthaler Stiftungen erbaut worden. Inzwischen sind viele neue Häuser hinzugekommen. 350 Menschen werden inzwischen hier betreut. Die Stiftung möchte ein neues Wohngebiet für inklusives Wohnen errichten, scheiterte aber an bereits genehmigten Windpark-Flächen. Jetzt erhoffe man sich bei der Grundstückfindung Unterstützung durch die Stadt Bernau, bei der man sich gut aufgehoben fühle.

Mathias Jitschin, Ortsvorsteher von Börnicke, lobte seine aktive Dorfgemeinschaft, die von Vereinen wie dem Kulturgut e. V., der Lokalen Agenda, dem GemeinschaftsGut und anderen getragen werde. Gemeinsam bemühe man sich, mehr Leben auf den ehemaligen Gutshof, das Zentrum des Ortes, zu bringen. Die geplante Ansiedlung der Bernauer Braugenossenschaft auf dem Gutshofgelände werde von den Börnicker*innen begrüßt. Er kritisierte, dass bei Entscheidungen über den Verkauf von Grundstücken im Ort, der Ortsbeirat von der Verwaltung nicht rechtzeitig einbezogen wurde. Auch um den Kindernbauernhof in Börnicke zu erhalten, brauche man dringend Unterstützung durch Sicherung in einem B-Plan-Verfahren, mahnte Jitschin bei der Stadtverwaltung und den Stadtverordneten an.

Dieter Geldschläger, Ortsvorsteher von Birkholz und Gastgeber im neu gebauten Dorfgemeinschaftshaus, hob hervor, dass Birkholz zwar der kleinste Ortsteil von Bernau sei, dennoch aber rund 100 Arbeitsplätze vorweisen könne, bei Handwerksbetrieben, dem Stadtgut, der Kita. Das Gemeinschaftsleben im traditionellen Dorf habe mit Bau und Einrichtung des Dorfgemeinschaftshauses einen richtigen Schub bekommen. Er bedankte sich bei der Stadt Bernau und den Stadtverordneten. Das Haus werde gut angenommen, davon könnten sie sich überzeugen. Sportgruppen, Vereine nutzen es, aber auch für private Familienfeiern werde es gut gebucht. Einsetzen will sich Geldschläger weiter für die dringend notwendige Sanierung der Dorfstraße und hat die Idee, mit Hilfe von Baumpaten den Löhmer Weg wieder als Allee zu bepflanzen.

Wolfgang Mischewski, Ortsvorsteher von Birkholzaue, sorgte für Erheiterung in der Runde, als er über altbekannte Wege zur „Beschaffung“ eines Basketballkorbs für seinen Ortsteil berichtete. Mischewski lobte die Unterstützung durch die Stadt Bernau. Er regele vieles auf direktem Wege, ohne lange bürokratische Umwege. Ein direkter Draht zum Grünflächen- und Bauamt sei dabei sehr hilfreich.

Bürgermeister André Stahl hatte nichts dagegen einzuwenden. Nicht wegen jedem Problem müssten Anträge an die SVV geschrieben und durch alle Instanzen geschickt werden. Er ermunterte die Ortsvorsteher*innen, sich bei Problemen auch direkt an die zuständigen Amtsleiter*innen der Stadt-Verwaltung zu wenden. Dort finde man oft schneller und einfacher eine Lösung. Die Grundversorgung mit dem Öffentlichen Personennahverkehr habe der Landkreis zu realisieren, nicht die Stadt, erklärte Stahl zu den aufgeworfenen Fragen. In diesem Jahr wurde vom Landkreis eine erhebliche Aufstockung der Mittel für den ÖPNV beschlossen. Er sei zuversichtlich, dass es ab Dezember 2017 auch in Bernau Verbesserungen und Verdichtungen geben werde. Die kritischen Anmerkungen, was die Information und Kommunikation mit den Ortsbeiräten betrifft, werde er mitnehmen und mit der Verwaltung auswerten.

Neben der Bilanz der ehrenamtlichen kommunalpolitischen Tätigkeit trug die Veranstaltung auch zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung der Ortsbeiräte untereinander sowie zu Stadtverordneten und Verwaltung bei, um den kritischen Blick für Unzulänglichkeiten zu schärfen und realistische Lösungen anzustreben.

Artikel: Margot Ziemann, Foto: Hildegard Bossmann